Es gibt zu dem Problemkreis Geothermie, Wärmenetz und dem angestrebten „Alleinstellungsmerkmal“ Sole viele offene Fragen.
Letztlich reflektiert wohl auch der Bauherr der Küstenbebauung auf eine „Aufwertung“ des Standortes. Ohne Sole kein Alleinstellungsmerkmal und das Gesundheitszentrum wohl nur eine Fitnesseinrichtung mit „Lounge“, „grüner Küche“ und viel Tam tam.

Das Wärmenetz kann unter Umständen mit einem kommunalen Anschlusszwang verbunden werden. In Neubaugebieten – beispielsweise in Bayern – ist dies üblich und in fast allen Fällen außerordentlich wirtschaftlich. Diese Bedingungen treffen in Hohwacht weder von der erwarteten Fördertemperatur zu, noch von den Straßenverhältnissen und der gegenwärtigen Versorgungssituation der 400 Häuser, davon ca 2/3 in Althohwacht. Daraus ergeben sich bereits zahlreiche Aspekte, das Vorhaben äußerst kritisch zu betrachten.

Entscheidend ist aber ein weiterer Gesichtspunkt:
Man rechnet bis zum Jahre 2050 mit staatlichen Auflagen zur Energieeinsparung in Richtung Nullenergiehaus. Wer den Wert seines Hauses erhalten und nachrüsten möchte, wird sich fragen, ob Architektur, sanitäre Einrichtungen etc. den Aufwand lohnen und sich diese Frage verschärft bei einem Generationenwechsel oder Aufgabe aus Altersgründen stellen. In vielen Fällen wird der Wert des Grundstückes den Wert der alten Immobilie übersteigen und zu thermoenergetisch optimierten Neubauten führen. Wie also will man die Entwicklung des Wärmebedarfs und den Betrieb eiesn Blockheizkraftwerkes und Wärmenetztes kalkulieren ?

Diese absehbaren Folgen für eine ausschließliche Fernwärmeversorgung für Wohnhäuser ist in einer sehr differenzierten, alle energetischen Bereiche einer Großstadt einbeziehenden Untersuchung zu energetischen Einsparpotentialen untersucht worden und stammt aus Schleswig Holstein:
https://www.uni-flensburg.de/fileadmin/content/abteilungen/industrial/dokumente/downloads/veroeffentlichungen/forschungsergebnisse/konzept-masterplan-100-klimaschutz-fuer-flensburg.pdf
Die Studie geht davon aus, dass durch die staatlich induzierte energetische Gebäudesanierung und durch Neubauten einschließlich des Einsatzes von Wärmepumpen bis zum Jahre 2050 ein Nullenergiebedarf von Fernwärme für Wohnhäuser eingetreten sein wird. Damit wird Fernwärme innerhalb dieser Spanne zunehmend unwirtschaftlich, weil der Wärmebedarf sinkt und sich bei gleich bleibenden Gestehungskosten die Kilowattstunde verteuert ,
so dass die Studie zu dem Schluss kommt, (Zitat):
„die zusätzlich notwendigen Ausgaben zur weitergehenden Verbrauchsreduktion im Bereich Fernwärme liegen über den durch diese Maßnahmen zu realisierenden Einsparungen“.

Wenn Hohwacht es schaffen würde, innerhalb von 10 Jahren ein Fernwärmenetz zu etablieren und dafür die notwendige Teilnehmerzahl trotz der eindeutigen Zukunftsaspekte ohne Zwang gewinnen könnte, blieben also vielleicht noch 20 Jahre, in denen man sich über diese Entscheidungen für die mit sinkender Abnahme immer teuerer werdende Fernwärme ärgern könnte, bis die Anlagen still gelegt und zurück gebaut werden müssten.
Somit werden sich Planungen für Geothermie und Blockheizkraftwerk, soweit diese dem Energiebedarf von Wohnhäusern dienen, als Fehlallokation erweisen, die sich nahtlos in das Muster früherer Hohwachter Fehleinschätzungen einfügt.

Dr. Jürgen Schmidt, Hohwacht