Die GRÜNEN bereiten sich zurzeit auf ihre zukünftige Arbeit in der Gemeindevertretung vor. Die Einarbeitung in die Unterlagen (B-Pläne, Straßenbau) gestaltet sich langsam, da uns der Zugang zu den Unterlagen immer noch verwehrt ist. Erst nach dem 21. Juni dürfen wir – nach Antragstellung ! – die Unterlagen einsehen. Daher befassen wir uns zunächst schwerpunktmäßig mit der Geothermie. Hier stehen bald wichtige Entscheidungen an:
GEOTHERMIE
Uns fällt bei dem Thema Wärmenetz auf, dass eine realistische Kosten-/Nutzenanalyse fehlt. Dazu gehören auch die unten stehenden Fragen, die detailliert und mit Angabe belastbarer Zahlen beantwortet werden müssen. Es ist unverantwortlich ein Projekt anzustoßen, ohne konkret zu wissen, auf was man sich da einlässt.
Zunächst sollte ein ausführlicher Businessplan vorgelegt werden.
(Jeder noch so kleine fliegende Händler muss, wenn er etwas Geld beantragt, zu aller erst einen umfassenden Businessplan vorlegen.)
Dieser muss unter anderem enthalten:
Einnahmenanalyse
- best case – worst case
- wie setzen sich die Einnahmen im Einzelnen zusammen?
Kostenanalyse
Einmalige Kosten
- Gesamte Erstellung des Werkes inkl. Bohrungen etc.
- Zusätzlicher Energieaufwand (woher, wie teuer) denn die Erdwärme kann bestenfalls nur 1/3 der für ein Wärmenetz erforderlichen Energie beisteuern
- Straßenbaumaßnahmen
- Anschluss Gebühren straßenseitig
- Anschluss Gebühren hausseitig
- Umrüstung der Häuser
- Leitungsverlegung in den Gärten
- Welche zusätzlichen Kosten entstehen? Gutachten, Probebohrungen, Planungen…
Wiederkehrende Kosten
- Regelmäßige Betriebskosten inkl. Wartungsarbeiten
- Instandhaltungskosten
- Notfallmaßnahmen (z.B. bei Erdstößen oder Versorgung der Haushalte bei Ausfall des Werkes)
Risikoanalyse
- Nicht zeitgemäß – neue Technologien zur Energiegewinnung und -speicherung
- Welche Gefahren sind mit Tiefenbohrungen verbunden. Wie begegnet man diesen. Welche Sicherheitsvorkehrungen sind geplant?
- Ausfall der Pumpe
- Feuer oder andere Unfälle legen das Werk lahm. Wie können die Haushalte weiter mit Wärme versorgt werden?
- Die Förderung des extrem salzhaltigen Wassers stößt auf große Probleme z.B. (Pumpe versagt oft)
- Zuwenig Haushalte wollen an das Wärmenetz angeschlossen werden
- Das Werk arbeitet unrentabel
- Bessere Techniken
- Energetische Haussanierungen machen das Kraftwerk überflüssig
- Schäden an Häusern oder andere Einrichtungen
- Einfluss auf die Umwelt
Finanzierungsmodelle
- Was wird genau und wie hoch gefördert? Wer fördert was?
- Was hat die Gemeinde zu tragen? Wie hoch werden die Kosten sein?
- Welche zusätzlichen Kosten entstehen? Gutachten, Probebohrungen, Planungen… Wer zahlt?
- Wenn sich nicht genug Anwohner bereit erklären, sich an das Wärmenetz anschließen zu lassen, kann das Werk nicht rentabel arbeiten. Wie soll das dadurch entstehende Haushaltdefizit ausgeglichen werden?
Werden Anwohner dann zwangsweise verpflichtet, sich anschließen zu lassen?
Oder welche anderen Möglichkeiten bestehen, das Defizit auszugleichen? - Zur Drosselung des CO2-Ausstoßes werden in naher Zukunft umfangreiche Haussanierungen anstehen. Der Energiebedarf der Haushalte wird also kontinuierlich sinken. Dadurch wird das Werk zunehmend unwirtschaftlich.
Wie soll ein so entstehendes Defizit ausgeglichen werden? - Wer trägt die Kosten für die Verlegung des Wärmenetzes? Rohre, Erdarbeiten, Straßenarbeiten, Anschlüsse, Umrüstkosten der Häuser
- Wer kommt für mögliche Schäden auf?
- Finanzierungsplan (inkl. Abzahlungsplan)
Welche Alternativen (Mitbewerber) stehen zur Verfügung?
- Kostenvergleich
- Nutzenvergleich
- Risikovergleich
- Vergleich der Zukunftstauglichkeit verschiedener Modelle
Die gleichen Fragen sollten für das Gesundheitszentrum beantwortet werden. Auch ein solches Projekt bedarf eines ernstzunehmenden Businessplans. Nur auf einer solchen Grundlage kann entschieden werden, ob ein Projekt Zukunft hat.
Dazu sollte aber auch die Frage beleuchtet werden „Wem nutzt das Gesundheitszentrum?“ und „Wer zahlt das Gesundheitszentrum?“ – Bürger (Gemeinde), Nutznießer (Vermieter) oder Kunden (Gäste)?
Die Krankenkassen werden den Aufenthalt im Gesundheitszentrum nicht zahlen. Zieht Hohwacht wirklich mehrheitlich die wohlhabendsten Menschen Deutschlands an, denen es egal ist, ob die Krankenkassen zahlen?
Nützt das Gesundheitszentrum allen Hohwachter Vermietern, auch denen, die weniger teure Zimmer vermieten an Menschen mit kleinem Geldbeutel oder nutzt es nur den teuren Hotels wie z.B. Hotel Hohewacht oder Genueser Schiff?
Aus wirtschaftlicher Sicht sind die bisher vorgelegten Unterlagen unter jedem Niveau. Da nützen auch die Professorentitel zu Beginn der PowerPoint Präsentation nichts. (Sollen diese vom mangelhaften Inhalt ablenken?)
Soll Hohwacht wirklich solche Risiken wie die eines Gesundheitszentrums oder Geothermie auf sich nehmen, auf der Grundlage von Dokumenten, die man aus betriebswirtschaftlicher Sicht bestenfalls als schlechten Witz bezeichnen kann?
Warum wurden derart selbstverständliche Informationen bisher NICHT veröffentlicht?
Sind die Beteiligten dazu nicht in der Lage? Dann darf man diesen Menschen auch keine so Risiko beladende Projekte anvertrauen.
Oder wollen die Beteiligten diese Informationen nicht veröffentlichen? Dann sollte man diesen Menschen auf keinen Fall so Risiko beladende Projekte anvertrauen.
Denn wenn alles schief geht, dann haftet immer nur der normale Bürger. Er sollte wissen, was auf ihn zukommen kann. Denn die Verursacher werden nie zur Kasse gebeten. Die können gefahrlos jedes Risiko auf sich nehmen, auf das sie Lust haben.
Wollen die Bürger Geothermie wirklich? Nützt sie ihnen überhaupt irgendetwas? Wem genau? Oder stellt die Geothermie für die Bürger nur ein unkalkulierbares Risiko dar?
Man erkennt den Wunsch der GRÜNEN, sich zu beschäftigen.
Die Beantwortung der zahlreichen Fragen würde sicher mindestens eine weitere Machbarkeitsstudie rechfertigen.
Der Großteil der Fragen entzieht sich aber schon deshalb einer einigermaßen zuverlässigen Kalkulaltion, weil allenfalls die gegenwärtigen Kosten geschätzt werden können, eine Geothermiebohrung von Beginn bis zur Anwendung aber mehrere Jahre dauert ( nach einer Veröffentlichung des Wirtschaftsministeriums ca 5 Jahre, weil mehrere Behörden sich abstimmen und ihr Plazet geben müssen. ) Mit den Folgeplanungen der Verrohrung etc könnte man also erst beginnen, wenn die Geothermie erfolgreich wäre.
Ich würde allerdings vorschlagen, zunächst die Grundsatzfrage zu klären, ob man der umfangreich belegten Feststellung der Uni Flensburg folgen will, dass die Verwendung von Geothermie für Wohngebäudebeheizung als veraltetes Konzept anzusehen ist, weil in der Energiebilanz konkurrierend die fortschreitende thermoenergetische Sanierung der Wohngebäude zu berücksichtigen ist, mit dem Ziel des Nullenergiehauses bis zum Jahre 2050. Dieser Nutzungszeitraum lohnt den Aufwand nicht.
Im Übrigen ist die Geothermiekulisse ein einziger Etikettenschwindel, denn die Vorwärmung durch 40 Grad warmes Geothermiewasser trägt nur zu 30 % der im Blockheizkraftwerk aufzuwendenden Energie bei, der Rest muss konventionell ( Gas ) beigesteuert werden. Bereits dieses Faktum verdirbt die Ökobilanz. Auch der Vorzug eines BHK, in der warmen Jahreszeit weniger Wärme, dafür Strom zu produzieren, kann nicht ernsthaft ins Feld geführt werden, solange überschüssiger Windkraftstrom abgestellt wird.
Im Hintergrund des Vorhabens steht natürlich die Sole. Es dürfte sich herum gesprochen haben, dass von der zu erwartenden hochkonzentrierten Kochsalzlösung keine Gesundheitsanwendungen zu erwarten sind. Auch die diesbezüglichen Hoffnungen sind reiner Etikettenschwindel.
Die bedauerliche mit großem Aufwand propagierte Farce sollte baldmöglichst beerdigt werden.
Hohwacht blamiert sich nicht nur, sondern macht sich auch noch lächerlich.
Hallo Herr Dr. Schmidt,
wir brauchen keine weitere Machbarkeitsstudie. Machbar ist das allemal: Man kann über 1000 Meter tiefbohren, man kann auch die Sole ganz nach oben befördern und man kann im ganzen Ort neue Rohrleitungen verlegen. Die eigentliche Frage lautet: Ist das wirtschaftlich, ökologisch und sozial gesehen auch sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist dreimal ein ganz klares Nein.
Grüße
Anna Vonnemann
Die Erwähnung einer weiteren Machbarkeitsstudie war natürlich reine Ironie.
Weil die Geothermie zur ausschließlichen Gebäudebeheizung ein veraltetes Konzept darstellt, selbst dann, wenn die Heizenergie komplett gewonnen werden könnte und nicht der zusätzlichen Beheizung in einem Blockheizkraftwerk bedürfte, lenkt die Beantwortung des umfangreichen, sicher zeitaufwendig erarbeiteten, aber überflüssigen Fragenkatalogs vom Grundsatzthema ab. Ich habe den Eindruck, als ob meine Einlassung überhaupt nicht verstanden worden ist. Deshalb soll dies der letzte Kommentar sein, den ich „grüneshohwacht“ widme.
Ich würde es begrüßen, sehr geehrter Herr Dr. Schmidt, wenn nicht nur Sie, sondern alle Hohwachter sich interessiert und engagiert weiter mit den Hohwachter Themen auseinandersetzen würden. Nach „Missverständnissen“ die Flinte sogleich ins Korn zu werfen und die Kommunikation einzustellen, erscheint mir wenig zielführend. Nach meinem Verständnis gibt es viele Herausforderungen, die im Ort politisch angegangen werden müssen – und zwar gänzlich anders, als das zurückliegend geschah. Ich bin daher sehr erfreut darüber, dass Die Grünen diesen Wahlerfolg verbuchen konnten. Ein „weiter so“ in Hohwacht fände ich nämlich verheerend.