Nicht mehr als 3.000 Gästebetten in Hohwacht? Da war mal was …
Hilflos schaue ich zu, wie hier im Ort ein Haus nach dem anderen aufgekauft und in weitere Ferienwohnungen umgebaut wird. Entweder ist es ein Privathaus, das von den Erben meistbietend verscherbelt wurde oder ein altes Gästehaus, das anschließend maximal vergrößert wird.
Keiner braucht diese Ferienunterkünfte. Bezahlbarer Wohnraum fehlt an jeder Ecke in Hohwacht – überteuerte Ferienwohnungen wiederum gibt es bereits im Überfluss.
Die Umwandlung unseres schönen Ortes dient ausschließlich der Gewinnmaximierung einiger weniger, und verkauft werden die neuen Ferienunterkünfte in der Regel an Leute, die es sich leisten wollen und können, ab und an in Hohwacht auszuspannen. Den Rest des Jahres stehen diese „Geisterhäuser“ aber leer. Familien, die sich hier ansiedeln wollen, können sich solche Wohnungen nicht leisten, und die meisten Arbeitskräfte sind aus gleichem Grund bereits abgewandert.
Mit der Hilfe ihrer gewählten Vertreter überlassen die Hohwachter scheinbar kampflos den Investoren und Gelegenheits-Howachtern ihren Ort. Wenn es so weiter geht wie in den letzten fünf Jahren, gibt’s in noch fünf oder zehn Jahren 5.000 Gästebetten und nur noch 200 Hohwachter. Vielleicht fällt die Bilanz sogar noch schlechter aus.
Noch vor einem Jahr waren sich alle Fraktionen einig, die Anzahl der Gästebetten im Ort auf 3.000 begrenzen zu wollen, und so der immer schneller werdenden Abwanderung der Hohwachter entgegenzuwirken. Siehe dazu unsere Beiträge hier und hier.
Der Hohwachter Strand ist jetzt schon voll, ohne weitere Scharen von Touristen
Aber jetzt bringen viele Gemeindevertreter die unterschiedlichsten Argumente, warum man die Bettenzahl doch nicht begrenzen sollte:
- „Wir haben die Grenze ja schon überschritten.“
- „Was macht es schon, ob wir 3.000, 3.200 oder 3.500 Gästebetten haben?“
- „Wir müssen an die Zukunft denken …“
- „Wir sind doch ein touristischer Ort, da kann man doch nicht einfach festlegen, dass keine neuen Ferienunterkünfte errichtet werden dürfen.“
- „Man kann diese Entwicklung doch eh nicht mehr aufhalten.“
Kann man schon, wenn man will …
Kommunale Gemeindevertreter haben einen sehr großen Handlungsspielraum und – wie mehrmals von der Baubehörde in Plön unterstrichen – die Hoheit der Bauplanung liegt in Gemeindehand. Aber wenn „man“ nicht will, wird auch nichts geändert.
Dass die Baupolitik geändert werden kann, zeigt die neuerliche Änderung im Gebiet des Bebauungsplanes-12 Eckernhof/Rögenkamp, wo nun keine neue Ferienunterkünfte genehmigt werden dürfen. Wir fragen uns abermals, warum eine solche einfache und preisgünstige Änderung nicht in anderen Baugebieten Hohwachts durchgeführt wird.
Um Hohwacht irgendwie als Gemeinde zu erhalten, braucht es genügend Gemeindevertreter (d.h. mindestens 50%), die das so wollen und auch bereit sind, dafür zu kämpfen. Geldgier und Investoren-Anwälte sind gefährliche Gegner, wie auch die Gemeindevertreter, die die aktuelle Entwicklung einfach laufen lassen wollen. Da muss man schon viel Ideenreichtum und Kraft aufbringen, um wirksame Strategien für den Erhalt des Ortes zu entwickeln.
Ein solcher Rettungsversuch ist zum Beispiel das geplante Ausrichten eines städtebaulichen Realisierungswettbewerbs für die Strandstrasse, der aber auch mit vielen Unwägbarkeiten und Streitereien unter den Gemeindevertretern gespickt ist. Siehe dazu unser Beitrag hier.
Das Wort der Gemeindevertreter hat Gewicht
Die Gemeindevertreter reißen sich die Beine aus für Touristen und Ferienwohnungsbesitzer. Sie geben viel Geld aus für die Bespaßung der Touristen, für ein Natur-Erlebnipsfad, für einen sündhaft teuren Parkplatz und vieles mehr, und auch für die Investoren haben sie immer ein offenes Ohr – aber haben sie auch das gleiche offene Ohr für die Normalbürger? Vertreten die Mehrheit der Gewählten die Anliegen der Hohwachter wirklich?
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Titelbild © Bernd Settnik/dpa