Wir haben bereits mehrfach über den extrem schlechten Umgang mit den Bäumen in Hohwacht berichtet. Siehe hierzu unsere Beiträge hier und hier.
Unser Plädoyer für einen umsichtigen, naturgerechten Umgang mit dem gemeindeeigenen Baumbestand fällt aber immer wieder auf tauben Ohren. Schlimmer noch, es werden Jahr für Jahr immer mehr gesunde Bäume gefällt aus immer fadenscheinigeren Gründen.
Der Forstbetrieb, der die Gemeinde „berät“, kommt jedes Jahr mit der gleichen Masche und behauptet, dass morsche Bäume eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen. Dies ist zwar im Prinzip wahr und wird gebetsmühlenartig vom Vorsitzenden des Bau-, Wege- und UMWELT-Ausschusses wiederholt, aber gilt nie und nimmer für die Menge Stämme die dann im Anschluss herausgeholt werden. Pikant dabei ist auch, dass der Forstbetrieb den Erlös von den gefällten Bäumen mit der Gemeinde teilt. Kann es sein, dass es hier ein Interessenskonflikt gibt?

Das ist nur ein Teil der angeblich morschen Bäume, die im Gemindewald in 2023 gefällt wurden
Die Geräte, die zum Fällen und transportieren der Bäume genutzt werden, werden immer größer. Diese Monstren machen die Wege immer breiter und verdichten auf Jahrzehnte hinaus den Waldboden, was die Versickerung vom Regenwasser verhindert und die natürlichen Strukturen in den tieferen Erdschichten vernichtet.
Damit werden die Fruchtbarkeit des Waldbodens und die Microorganismen, die viele natürlichen Kreisläufe am Leben halten, auf absehbarer Zeit zerstört. Mit kleineren Gerätschaften zu arbeiten würde dieses erhebliche Problem auf jeden Fall reduzieren, und mit Pferden statt Treckern zu arbeiten würde es auf einen Schlag komplett verhindern.

Die gefällten Stämme im Gemeindewald werden immer dünner
Ein zusätzliches Problem ist, dass die Stämme die gefällt werden immer dünner werden. Aber wen wundert das? Wenn man den Bäumen, die es noch gibt, keine Zeit zum Wachsen schenkt, werden die geschlagenen Bäume immer jünger. Wegen der Klimakrise (von der die meisten Mitglieder der Gemeindevertretung scheinbar noch nicht gehört haben) sterben immer mehr Bäume weltweit. Dies sorgt für eine rasche, globale Steigerung der Holzpreise, die wiederum, dank den naturfeindlichen Regeln von Angebot und Nachfrage, die Menge an gefällten Bäumen ebenso rasch steigen lässt. Wenn es so weiter gehandelt wird, gibt es bald gar keinen gesunden Gemeindewald mehr.
Gesunde Bäume speichern CO2, kühlen die Luft und spenden Schatten. Tote Bäume beschleunigen nur die Krise.
Aber der massive Einschlag im Gemeindewald ist der Gemeindevertretung scheinbar noch nicht genug, und sie hat dieses Jahr angefangen auch den Kurpark zu roden. Buchen, die vom Stammumfang her zu beurteilen um die 120 Jahre alt sind, werden hier ohne Grund (im Landschaftsschutzgebiet Kurpark!) eingeschlagen, während die nicht heimischen und krankheitsgefährdeten Fichten stehen gelassen werden – alles leider eine Frage des kurzfristigen Ertrags.
Kurpark-Pflege nach Hohwachter Art (auf die Bilder klicken für eine größere Darstellung)
Wann hört dieser Wahnsinn auf? Erst wenn gar kein Baum mehr steht? Oder wenn wir alle wegen der sengenden Hitze unsere Häuser nicht mehr verlassen können?
Die Realität steht auf jeden Fall in starkem Kontrast zu den wohligen Worten auf der Webseite der WGH:
„Pflege und Bewahrung der regionalen Landschaft sind elementare Voraussetzungen, für die wir vollends einstehen! Unsere Wälder, das Naturschutzgebiet, der Strand, die Seen und das Meer sind unser größtes Gut. Für den Küstenschutz (Hochwasser) in Hohwacht und einen sorgsamen Umgang mit der Natur werden wir uns einsetzen.“
Nach wie vor verkauft die Gemeinde Hohwacht ihre wunderbare Natur an die Außenwelt. Der Umgang mit dem Baumbestand zeigt aber einmal mehr, dass diese Liebe zur Natur im besten Fall geheuchelt und im schlimmsten Fall glatt gelogen ist. Die Umwelt hat einfach keinen Platz in den Köpfen unserer Lenker und wird, wenn kein baldiges Umdenken stattfindet, an dieser Kurzsichtigkeit in naher Zukunft endgültig untergehen.
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Zum Thema übergroße Baufenstern und unnötige Baumfällungen, siehe Auch „Markus Lanz“ vom 26.4.2023:
https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-26-april-2023-100.html